Ausstellung | Česká Vídeň

Česká Vídeň - Tschechisches Wien

Ausstellung im Forschungszentrum für historische Minderheiten anlässlich der Eröffnung am 27. März 2007

Ein nicht geringer Anteil der WienerInnen hat tschechische Wurzeln. Was blieb von der einst größten Minderheit in Wien? Ein sozialer Aufstieg wurde durch die Bereitschaft zur Akkulturation und Integration befördert. Dennoch blieben Spuren – und nicht nur im Telefonbuch. 

Arbeitsmigration seit dem 19. Jahrhundert

Die massive Zuwanderung vor allem aus Südböhmen und Südmähren nach Wien setzte mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ein. Die Zuwander:innen suchten in Wien nach Arbeitsmöglichkeiten und einem besserem Leben. Um 1900 war Wien als Hauptstadt der multiethnischen Habsburgermonarchie eine Stadt, in der viele Sprachen und Lebensweisen neben einander existierten und sich gegenseitig beeinflussten, wenngleich dieser Prozess nicht konfliktfrei war.


Seit den 1960er Jahren kamen vor allem Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei nach Wien. Mittlerweile leben viele von ihnen bereits in der dritten und vierten Generation in Österreich. Sie haben zur erfolgreichen wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Stadt wesentlich beigetragen.

Indem die Ausstellung auch Bezugspunkte zu diesen jüngeren Migrationsbewegungen schafft, wird sichtbar, dass die Geschichte der Wiener Tschechen trotz soziokultureller Unterschiede gleichsam paradigmatisch für bestimmte der Migrationsphänomene stehen kann.

Fluchtbewegungen nach 1945

Unter dem kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei (CSSR) kamen Menschen auch aus politischen Gründen nach Wien – aufgrund der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 und aufgrund der Repressalien, unter denen die Unterzeichner:innen der Charta 77 zu leiden hatten.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung griff einzelne signifikante Phänomene aus der Geschichte der Wiener Tschechen auf. Ausgangspunkt war die Sprache – das Merkmal, an dem die Minderheit in erster Linie zu identifizieren ist. Viele tschechische Begriffe aus der Alltagssprache haben Eingang ins Wienerische gefunden.

Als Zeichen der gegenseitigen Einflussnahme bilden diese Worte die Struktur der Ausstellung. Einzelne Begriffe werden aus dieser Fülle herausgehoben und ihnen ein Kapitel der Geschichte der Minderheit zugeordnet. So wird beim Begriff "barabern" die Arbeitssituation der so genannten „Ziegelböhm“ thematisiert unter "Pawlatsche" die Bedeutung der Theatergruppen für die Minderheit gezeigt. Manche der Begriffe muten fremd an. Denn die tschechische Sprache ist schon lange aus der Alltagskommunikation verschwunden.