Projekt | Identitätskonstruktionen und Migrationserfahrungen

Tschech:nnen und Slowak:nnen in Wien - Identitätskonstruktionen und Migrationserfahrungen

Eine Kooperation zwischen dem FZHM und dem Institut für Wissen- schaftskommunikation und Hochschulforschung der Universität Klagenfurt / IFF Standort Wien

Kaum eine kulturelle Minderheit hat die Stadt Wien im 19. und 20. Jahr- hundert so geprägt wie die tschechischen und slowakischen ZuwandererInnen – weit über die Wiener Küche hinaus. Nach 1945 verschwanden die Volksgruppen jedoch trotz vielfältiger Aktivitäten ihrer Vereine und Organisa-tionen zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein. Denn abgesehen von der sukzessiven Assimilation sind die vielen tschechischen Namen und Einflüsse inzwischen so vertraut geworden, dass sie nicht mehr als solche wahr- genommen werden.

Das Projekt "TschechInnen und SlowakInnen in Wien – Identitätskon-struktionen und Migrationserfahrungen" zielt darauf ab, Integrationsprozesse ebenso wie Versuche der Selbst­behauptung von Minderheiten in den Blick zu nehmen. Der Fokus auf TschechInnen und SlowakInnen in Wien ermöglicht es, Migrationsbewegungen über einen größeren Zeitraum zu untersuchen, kamen diese Volksgruppen doch bereits zur Zeit der Habsburger Monarchie in großer Zahl in die damalige Residenzstadt.
So unterschiedlich die Beweggründe für Migrationsströme sind, so unter­schiedlich sind auch die Formen, mit der Situation umzugehen, sich zur Aufnahmegesellschaft und zu den Herkunfts­orten zu verhalten – auch hier findet eine Bewegung statt, nämlich zwischen Integrations­prozessen und Bewahrung kultureller Zugehörigkeiten und Identitäten.

In Rahmen des Projekts werden in Wien und Umgebung lebende TschechInnen und SlowakInnen mit Hilfe narrativen-autobiografischen Interviews zu lebensgeschichtlichen Erzählungen animiert. Dabei sind die erzählten lebensgeschichtlichen Erfahrungen immer auch Ausdruck spezifischer Identitätskonstruktionen, im Zuge derer unterschiedliche Zuordnungen und Abgrenzungen stattfinden. Zentrale Fragestellung ist, wie das Leben und die Erzählungen der Befragten durch den Umstand bestimmt werden, dass sie einer Minderheit angehören bzw. sich angehörig fühlen.

Die Veränderung der politischen und sozialen Verhältnisse seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" machte die Grenze zu den Nachbarländern durchlässiger. Damit kamen neue Migrationsbewegungen unter den Vorzeichen einer zunehmenden Globalisierung in Gang. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die neue politische Landkarte auch auf TschechInnen und SlowakInnen, die bereits länger in Wien ansässig sind, Auswirkungen hat. Daher richtet das Forschungsprojekt ein besonderes Augenmerk auf das Jahr 1989.

Forschungsteam:

Projektleitung:
Regina Wonisch (FZHM & IFF Wien)
Gert Dressel (IFF Wien)

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:
Edith Auer
Nicole Bauer
Angelika Brechelmacher (IFF Wien)
Matej Kundracik (FZHM)
Jana Starek