Projekte 2009-2010

Museum und Migration

18.-20. November 2010

Veranstaltungsort: Österreichisches Museum für Volkskunde, Laudongasse 15-19, 1080 Wien

Unter den Vorzeichen der zunehmenden Globalisierung werden Migrations-bewegungen zu einem gesellschaftspolitischen Thema von höchster Brisanz. Dabei zeichnet sich ein Trend ab, kulturelle Diversität nicht nur als Problem, sondern auch als gesellschaftliches Potenzial zu sehen. Jenseits der gängigen Narrationen von Migration als Bereicherung oder Bedrohung etabliert sich in der Debatte jedoch zunehmend die Position, Migration als zentrales Moment städtischer Entwicklung zu betrachten. Vor diesem Hintergrund und aufgrund unüberhörbarer Forderungen von MigrantInnen nach Anerkennung ihrer Geschichte wurden insbesondere im anglo-amerikanischen Raum vielerorts Ausstellungen zum Thema Migration gestaltet. Zudem begann sich ein neuer Museumstypus zu etablieren, das Migrationsmuseum. Der Fokus auf Migrationsbewegungen ist dabei sehr unterschiedlich – es kann um Einwan-derung und Auswanderung oder Flucht und Vertreibung gehen. Ziel der Migrationsaustellungen und -museen ist es nicht zuletzt, auf der symbolischen Ebene marginalisierten Geschichten Sichtbarkeit und Anerkennung zu verleihen. Dabei kann es allerdings erneut zu Fixierungen von gängigen Zuschreibungen kommen. Es stellt sich daher die Frage, wie die statische Zuordnung von Mehrheits- und Minderheitenkulturen zugunsten einer transkulturellen und transnationalen Perspektive aufgebrochen werden kann, wenngleich aufgrund asymmetrischer Macht- verhältnisse konkurrierende Gedächtnisse immer auch Konfliktzonen bilden. Anliegen des Symposions ist es, unterschiedliche Ansätze, Migrations- geschichte zu musealisieren erstmals in Österreich im internationalen Vergleich zur Diskussion zu stellen.

REFERENTINNEN

Joachim BAUR (freier Kurator/ Die Exponauten, Berlin), Anja DAUSCHEK (Stadtmuseum Stuttgart), Aytaç ERYILMAZ (DOMiD - Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, Köln), Christiane HINTERMANN (Ludwig Boltzmann Institut für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit, Wien), Cornelia KOGOJ (Initiative Minderheiten, Wien), Andrea MEZA TORRES (Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin), Rainer OHLIGER (Netzwerk Migration in Europa, Berlin), Gamze ONGAN (Initiative Minderheiten, Wien), Robin OSTOW (Wilfrid Laurier University Waterloo/Kanada), Ute SPERRFECHTER (Cité Nationale de l'Histoire de l'Immigration, Paris)  

PODIUMSDISKUSSION: MUSEUM UND MIGRATION – KULTURPOLITISCHE POSITIONEN

Aytaç ERYILMAZ, DOMiD - Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, Kenan GÜNGÖR, [difference:], Wolfgang KOS, Wien Museum, Rainer OHLIGER, Netzwerk Migration in Europa, Margot SCHINDLER, Österreichisches Museum für Volkskunde; Moderation: Elisabeth TIMM, Institut für Europäische Ethnologie

Workshop: Das Fremde im Eigenen

Samstag, 20.11.2010 | 10.00-12.30 Uhr

Beim Thema "Migration und Museum" geraten volkskundliche Museen sicher nicht als erste in den Blick, sollten doch gerade sie – oftmals in die Nähe von Heimatmuseen gerückt – die "eigene" Kultur repräsentieren. Im Österreichischen Museum für Volkskunde stellt sich die Situation insofern anders dar, als die Sammlungen zu einem Gutteil um die Jahrhundertwende angelegt wurden und sich größtenteils auf das Staatsgebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie beziehen. Und schon damals wurden Zuwanderer aus den Kronländern aufgrund ihrer Sprache, Kleidung, Kultur oder Religion vielfach als „fremd“ wahrgenommen. Das Thema Migration beherrscht aktuell vielfältige öffentliche Diskurse, es handelt sich dabei allerdings nicht um neues Phänomen – bestimmte Berufsgruppen wie Handwerker und Kaufleute waren immer schon mobil, kultureller Austausch fand auf unterschiedlichen Ebenen statt. Doch es kommt auf den Blick der KuratorInnen an, welche Geschichten und Perspektiven die musealen Objekte eröffnen. Im Rahmen des Workshops soll die Schausammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde mit den TeilnehmerInnen dahingehend befragt werden, welche Formen des Kulturtransfers sich darin manifestieren und welche Eigen- und Fremdzuschreibungen dabei stattfinden.

Matthias BEITL (Österreichisches Museum für Volkskunde), Birgit JOHLER (Österreichisches Museum für Volkskunde), Regina WONISCH (FZHM)

Veranstalter: Forschungszentrum für historische Minderheiten (FZHM), Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), Österreichisches Museum für Volkskunde (ÖMV) mit Unterstützung des Museumsbunds Österreich

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